Beitrag von Sophia Schillik. Fünf Tage Mauritius: Ah, das ist Musik in meinen Ohren! Fünf Tage Club Med: Klingt erstmal nach Rangelei am Buffet, Animation am Pool und Diskomusik-getränkten Show-Abenden, bei denen man unfreiwillig auf die Bühne gezogen und von einem aufgemotzten David Copperfield-Double unter tobendem Applaus in der Mitte durchgesägt wird. Insofern bin ich ein wenig hin- und hergerissen, als ich in Frankfurt in den Flieger steige. Himmel oder Hölle? Unendliches Freiheitsgefühl oder goldener Käfig?
Ich habe noch nie Cluburlaub gebucht, allerdings auch keine konkreten Vorstellungen davon im Allgemeinen und von Club Med im Speziellen. Eines aber weiß ich: Ich freue mich wie verrückt auf die im Herzen des Indischen Ozeans gelegene Trauminsel Mauritius, dieses grüne Juwel mit seinen schneeweißen Stränden, dem tiefblauen Wasser und der exotischen Flora und Fauna. Trotz der Flugzeit von 11,5 Stunden, wohlgemerkt.
Ich bin gespannt, ob sich meine angestaubten Klischees bestätigen werden oder ich danach begeistertes Club Med Mitglied bin. Werde ich Macarena oder ähnliches tanzen müssen? Habe ich die Gelegenheit, das Resort zu verlassen und die Insel zu erkunden?
Bei meiner Ankunft im Club Med La Pointe aux Canonniers (4 Trident = 4 Sterne) bin ich überrascht von der Schönheit der Anlage und dem ausgesprochen einladenden Frühstücksbuffet. Ich mache es mir mit frischen Früchten und einem dick bebutterten Brioche gemütlich und genieße den Blick auf das türkisblaue Meer.
Was ich erst hier auf Mauritius erfahre: Club Med gilt als Erfinder des Cluburlaubs. Aus dem von einem Belgier nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten, gemeinnützigen Verein für Ferien am Mittelmeer entwickelte sich in den 1950er und 1960er Jahren rasch ein erfolgreiches Clubkonzept, das den All-inclusive-Urlaub erfand und seinen Mitgliedern Rundum-Sorglos-Ferien bot.
In der Anfangszeit nächtigte man tatsächlich noch in Zelten, später in einfachen Unterkünften, erst danach baute man luxuriöse Bungalows, Chalets oder in die Resorts integrierte Villen.
Heute, 65 Jahre später, hat Club Med zwar zweifelsohne starke Konkurrenz, ist aber immer noch der größte internationale Anbieter dieser Branche, mit einem eigenen Segelschiff und über 66 Resorts weiltweit, die alle an den exklusivsten und schönsten Plätzen der jeweiligen Orte gelegen sind.
Unterschieden wird der Standard hier nicht durch Sterne, sondern durch den ähnlich zu bewertenden Dreizack, den Trident. Was ich gleich vorwegnehmen kann: Die Tridents sind ein Anhaltspunkt für Luxus, Komfort und Küche, aber jede Anlage, jeder Club Med ist einzigartig und besonders und steht für sich.
Das 4 Trident Resort La Pointe aux Canonniers mag ich ebenso gern bzw. anderer Dinge wegen als das 5 Trident Luxusklasse Club Med Resort La Plantation D’Albion, das ich ein paar Tage später kennenlerne.
Am Ende des fünftägigen „Clubbens“ bin ich tatsächlich Fan (auch wenn ich mich vor den spätabendlichen Tanzeinlagen weitestgehend gedrückt habe). Vor allem bin ich schwer beeindruckt von der Leistung der Resortmitarbeiter, dem Standard der Unterkünfte und der einzigartigen Schönheit der Anlage, der Strände – hach ja, und des Sonnenuntergangs.
Ich fühle mich durchgehend wohl und ja, ich würde wiederkommen. Dazu trägt vor allem auch die lässige Ohne-Schlips-und-ohne-Kragen-Atmosphäre bei, die lediglich von speziellen Themenabenden mit Dress Code subtil unterbrochen wird.
Steht „casual smart“ auf dem Programm, wirkt es etwas seltsam, wenn man in kurzen Shorts und Sandalen aufläuft. Und wenn “White Night” angesagt ist, trägt man besser kein schwarzes Kleid. Obwohl…
Im Grunde ist hier alles sehr entspannt: Vor allem – und das ist vielleicht das herausstechendste Merkmal der Club Med Resorts – das Hotelpersonal. Selten bin ich in einem Hotel so oft angelächelt worden, ohne dass es gestelzt wirkt. Ein „Gentil Organisateur“ (französisch für „netter Organisator“) ist Personal und Animateur zugleich und hat auf unerklärliche Weise immer gute Laune.
Das mag an der lockeren Atmosphäre liegen (G.O.s dürfen sich zum Beispiel ebenso wie die Gäste am Mittagsbuffet bedienen und wohnen auf demselben Gelände) oder an der paradiesischen Umgebung. Auch wenn es Arbeit ist, ist es zumindest ein ziemlich hübscher Arbeitsplatz.
Lieber Kayak fahren, Golfen oder doch besser eine Runde Volleyball am Strand spielen? Oder wie wär es mit einer Massage? Das äußerst vielfältige Sportprogramm und die zahlreichen Möglichkeiten, seine Zeit wie im Nu vergehen zu lassen, beeindrucken mich sehr.
Im Wasser, über den Wellen oder zu Land die Insel erforschen – im La Pointe aux Canonniers kann man aus dem Vollen schöpfen, langweilig wird einem hier mit Sicherheit nicht.
Natürlich würde ich gerne alles ausprobieren: Wasserski oder -polo, Pilateskurse, Kayak fahren. Aber die Zeit fliegt dahin, am Ende habe ich gerade mal eine kleine Runde Schnorcheln und eine große Runde über die traumhaft schöne Anlage geschafft.
Ups, schon Dinner Time. Schnell unter die Dusche, der Magen knurrt schon seit einer Stunde. Speise ich heute im à la Carte Spezialitätenrestaurant „Chez Paul et Virginie” oder doch lieber wieder Buffet im Hauptrestaurant „La Belle Créole”?
Apropos Essen: Ein Foodie muss tun, was ein Foodie tun muss, nämlich ein bisschen auswärts speisen. Auch wenn man in den Club Med Resorts praktisch permanent gut versorgt ist, bin ich neugierig darauf, was die Restaurants der Insel so zu bieten haben.
Wer gerne in stilvollem Ambiente speist, sollte einen Ausflug in den Norden der Insel machen: Im Restaurant La Table du Château esse ich das erste Mal in meinem Leben frische Palmherzen, fein aufgeschnitten mit Schwertfischcarpaccio und Passionfruchtvinaigrette – köstlich.
Es befindet sich auf dem Anwesen des Château de Labourdonnais, einem sehr eleganten Kolonialhaus, das auch unter dem Namen Le Château dans la Nature (das Schloss in der Natur) bekannt ist.
1856 von Christian Wiehe für seine Familie erbaut, ist es bis heute gut erhalten und dient inzwischen als Museum, das nicht nur die Geschichte der Familie selbst, sondern auch die der ehemaligen Kolonie Mauritius erzählt.
Und diese Details, von der hölzernen Veranda bis zu den geschwungenen Geländern und Fliesen – sind einfach wunderschön.
Lunch with a view bekommt man im Restaurant Varangue Sur Morne – und was für einen. Die Küche hat nicht umsonst einen ausgezeichneten Ruf, Fischgerichte und Currys sind exzellent und nicht zuletzt auch die Aussicht: Die weitläufige Veranda bietet einen atemberaubenden Blick auf den Black River Gorges Nationalpark.
Vor den Augen des genussvoll Speisenden breitet sich ein Mix aus Dschungel und Hügellandschaft aus, man speist regelrecht erhaben und schwelgt in Grüntönen. Ganz hinten am Horizont erstreckt sich weich auslaufend der Indische Ozean.
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Mauritius – Kultur, Natur & Chamäleons
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